Licht und Übergänge

Kerzen spenden Trost und markieren Würde, sie sind Lichtzeichen, die Übergänge sichtbar machen – nicht nur im religiösen, sondern auch im säkularisierten Kontext, in dem Dunkelheit nicht als Qualität, sondern als Mangel erfahren wird. In der Palliativversorgung treffen wir jedoch auf ein Gestaltungsvakuum: Die Institution erlaubt keine echten Kerzen, stattdessen werden LED-Lichter als Ersatz bereitgestellt – sicher, hygienisch, kontrollierbar, doch materiell und sinnlich ungleich der Wachskerze, deren flackernde Flamme, Geruch und Wärme das Erleben von Trauer, Übergang und Abschied prägen.

Eine Pflegefachperson illustriert dieses Spannungsfeld: "Teelichter werden bereitgestellt, sind aber LED und nicht aus Wachs; im Ritualfach stehen Salzlampen, Engel, getrocknete Blumen – Objekte, die symbolisch wirken, jedoch die physische und sinnliche Dimension einer echten Kerze nicht erreichen." Eine weitere Pflegefachpersonen berichten uns, dass sie „heimlich“ echte Kerzen anzünden, wenn Angehörige dies benötigen, ein heimlicher widerspenstiger Versuch, um Übergänge sinnlich spürbar zu machen und Würde wider der Vorschriften zu markieren, dort, wo die institutionelle Ordnung die flackernde Flamme verbietet.

Kulturwissenschaftler:innen und Pflegepraktiker:innen beschreiben, wie ein einzelnes Ding eine spezifische Stimmung erzeugen und Interaktionen evozieren können und betonen dass Kerzen spirituelle Lichtquellen sind, und wie Kerzen in der Palliativversorgung Schlaf unterstützen, Ängste mildern und Angehörige beruhigen können. Wenn wir jedoch Wachs und Docht durch LED und Plastik ersetzen, verschwindet ein Teil der Wirkung: die Zeitlichkeit des Abbrennens, die Materialität des Wachses, die sinnliche Erfahrung von Licht, Wärme und Duft – all das wird ausgelagert und standardisiert.

Vor diesem Hintergrund wird die Kerze bei finally zu einem Gestaltungsthema, zu einem poetischen Medium, das es neu zu denken gilt: Nicht als Kopie, sondern als Transformation. Was, wenn wir Eigenschaften von Wachs – Zeit, Vergänglichkeit, Würde, Licht – in neue Formen und Materialien übersetzen, die innerhalb der Institution sicher sind, aber außerhalb des reglementierten Rahmens performativ wirken? 

Kerzenrituale im finally Guidance